(ae) «chreibe einen Zeitungsartikel über die Projektwoche der Oberstufe Zurzach. Achte darauf, dass er sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. Länge: ca. 500 Wörter. Stil: Locker, aber professionell. Vermeide komplizierte Fachbegriffe und bringe einen Schuss Humor ein. Nutze dafür die angehängten Stichwörter als Informationen.»
Ganz ehrlich: Hätten Sie noch Lust, diesen Artikel zu lesen? Falls nein, kann ich Sie beruhigen: Dieser Artikel ist natürlich nicht mit Chat GPT entstanden, wenngleich dies wohl die eine oder andere Arbeit erleichtert hätte.
Wie man künstliche Intelligenz gewinnbringend einsetzen kann, konnten Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Tagen im Rahmen der alljährlichen Projektwoche lernen. So beschäftigte sich eine der zahlreichen Gruppen mit verschiedenen Formen von KI, wobei unter anderem die fünf für die Schule relevanten Dimensionen einen Ausgangspunkt bildeten: Wie lernen wir trotz, mit, über, durch und ohne KI? Dabei wurden gängige Missverständnisse über den Einsatz von ChatGPT und co. aus dem Weg geräumt und der saubere Umgang mit Prompts erarbeitet, also gezeigt, wie ein Auftrag formuliert sein muss, um sinnvolle Ergebnisse zu erzielen. Auch die Kehrseite der Medaille durfte natürlich nicht fehlen: Wo liegen die Grenzen des Einsatzes von KI, was ist wissenswert in Bezug auf Eigenleistung und Originalität der Erzeugnisse?
Vom Influencen bis zum Digital Detox
Während an vielen Schulen über ein Verbot von Mobiltelefonen diskutiert wird oder dieses bereits lange eingeführt ist, setzt die Oberstufe auf Aufklärungsarbeit über bewussten Umgang mit digitalen Endgeräten. So entschied man sich in diesem Jahr dazu, die gesamte Projektwoche unter dem Motto «Medien» zu gestalten. Im Rahmen des Kursangebotes wurde ein breites Spektrum an Inhalten abgedeckt: Vom eingangs erwähnten konkreten Einsatz künstlicher Intelligenzen über Gefahren und Kritik von und an Social Media bis hin zum kompletten Verzicht auf jede Art von Medien mit einem «Digital Detox».
«Man ist viel sozialer ohne Handy»
Statt zu gamen oder sich durch Tiktok-Shorts zu scrollen, genossen einige Kinder vier Tage und drei Nächte frei von elektrischen Geräten. Sie verbrachten die Zeit mit gemeinsamem Spiel, gegenseitig erzählten Horrorgeschichten am Lagerfeuer zur Nacht, Brötlen, Schnitzen, auf Bäume Klettern – ganz nah an der Natur. Nach ihrem Befinden nach drei Tagen ohne Natel befragt, waren sich beinahe alle einig: «Ich habe mich gar nicht mehr daran erinnert, dass ich überhaupt ein Handy habe.» Am Anfang, äusserten einige, habe es ihnen schon gefehlt, doch bereits spätestens am zweiten Tag seien ganz andere Dinge wichtig gewesen. Man sei viel sozialer: «Man verbringt viel Zeit mit anderen, lässt sich etwas einfallen zum Zeitvertreib.» Gleichzeitig gab es aber auch humorvoll-kritische Gedanken dazu: «… wenn man nichts anderes zu tun hat, isst man aber viel.»
Bildsprache – Bilderflut
Gerade auf Social Media gewinnen Bilder gegenüber Texten seit Jahren an Gewicht und Bedeutung. Das Objekt der Fotografie wird dabei nicht nur optimal in Szene gesetzt, sondern grossenteils bereits beim Fotografieren durch Filter bearbeitet, im Nachhinein weiter digital manipuliert oder sogar gänzlich durch KI erstellt. Doch wie erkennen wir überhaupt, was «echt» ist und was «fake»? Wie nehmen wir die Flut an Bildern wahr und «lesen» diese? Dies und vieles mehr wurde in einem Workshop in der Gruppe «Bild – Bilderwelten – Bilderflut» aus Rezipientensicht beleuchtet. Gleichzeitig nahmen die Teilnehmenden aber auch die Gegenseite der Postenden unter die Lupe. Wie erstellt man eigene Memes und was ist dabei zu beachten? Wie sehen geeignete Prompts aus, wenn wir ein Bild künstlich generieren lassen möchten? Wie funktioniert eine Kollaboration? Wie beeinflusst die Suche nach «instagrammablen» Motiven das Leben der Influencenden? Schnell gingen die konstruktiven Diskussionen weit über den geschlossenen Rahmen der Projektwoche hinaus in den Bezug zum Unterrichtsalltag: Welche Bedeutung haben Statussymbole in der realen Welt? Was hat auch unsere Kleiderordnung in der Schule damit zu tun?
Als Kontrast und Ausgleich zum straffen analytischen Programm kreierten die Schülerinnen und Schüler grosse Bilder. Beim ungegenständlichen Malen drehte sich alles um den expressionistischen Schaffensprozess, bevor am Ende alles mit konkreten Motiven versehen wurde.
Foodbloggen für Einsteiger
Wie viele Jugendliche träumen davon, über Instagram oder Tiktok berühmt zu werden oder wenigstens damit Geld zu verdienen? Doch was alles hinter der Kamera passiert, wie viele Menschen an einem erfolgreichen Video beteiligt sind, welcher Aufwand hinter wenigen Minuten eines Posts steht, das hatte wohl kaum einer der Jugendlichen geahnt, bevor sie den Kurs «Hype Kitchen» besucht hatten, in welchem im Laufe der Woche ein eigener Social-Media-Kanal mit Foodblogging entstand.
Nach einer Übersicht in geeignete Apps starteten die angehenden Influencer erst einmal mit Übungen: Anhand von aus Papier gebastelten Fakegerichten wurde getestet, wie man eine visuell gute Darstellung erzeugen und mit Hilfe der Perspektive und des Schnitts spannend gestalten kann. Danach ging es ans Kochen von feinen Gerichten in die Schulküche: Dort wurde dann nicht nur in Kleingruppen das Essen gezaubert – von türkischen Teigtaschen über «Big Mac-Taco» bis hin zu Dubaischokolade –, sondern immer gleichzeitig gefilmt, wobei es sogar sprachlich multikulturell zuging: So entstanden auch Videos mit Einführungen in den jeweiligen Muttersprachen der Jugendlichen.
Affengeräusche und Geschrei
Affengeräusche sind etwas, was man in einem Schulhausflur normalerweise kaum erwarten würde, doch am Montag waren sie weithin zu hören: Bei ersten schauspielerischen Übungen im Rahmen von «Bühne, Mikrofon und Medien». Abgesehen von einer Führung durch das AZ Medienhaus in Aarau, wo man die Redaktion, die Druckerei, das Fernseh- sowie das Radiostudio besichtigen und spannende Einblicke in die dortige Arbeit gewinnen durfte, drehte sich dieser Kurs um Fähigkeiten, die nicht nur für die Arbeit auf einer Bühne, sondern auch für einige andere Berufe und zuvor die Schule selbst von grossem Nutzen sein dürften: So behandelte man das saubere Artikulieren und ansprechende Vorlesen, sammelte Erfahrungen mit dem Mikrofon und befasste sich mit dem Umgang mit Angst vor Auftritten. Rollenspiele trainierten Gestik und Mimik, stärkten das Selbstwertgefühl und schafften Bewusstsein für das eigene Auftreten.
«Bewusster Medienkonsum»
Medien sind schon lange nicht mehr aus unserem Leben und vor allem dem der Jugendlichen wegzudenken, doch haben wohl Eltern wie auch Lehrpersonen dasselbe Ziel: bewussten Medienkonsum. Zu dieser Thematik wurde die Projektwoche mit einem gleichnamigen Kurs durch Kind-Jugend-Zurzach unterstützt. Im Zentrum stand Reflexion über das eigene Verhalten sowie die Auswirkungen und Risiken der Medien. Gleichzeitig wurden durch Meditationsübungen sowie kleine Ausflüge auch Alternativen und Möglichkeiten für bewusste Pausen vom Konsum aufgezeigt.
Eigene Produktionen
Eine Reportage über Ferrari, ein Mafiafilm, eine Dokumentation über Start und Landung von Flugzeugen – dies waren unter anderem die Ergebnisse des Kurses «Medienstory realisieren», dessen selbstgesetztes Ziel es war, dass im Laufe der Woche jeder Teilnehmende seine eigenen Kurzfilm produzierte. Dabei gab es so manche Herausforderung zu bewältigen: Mal wollte die Technik nicht so richtig, mal waren Ideen und jede Menge schauspielerisches Talent gefragt. Doch dank der gezielten Unterstützung der Lehrpersonen, mit Hilfe diverser Utensilien, und auch durch den punktuellen Einsatz von ChatGPT für die Beschleunigung des Skriptentwurfs, konnten sich die Endresultate definitiv sehen lassen.
Ebenfalls fleissig produziert wurde bei «Podcast» – zu Themen wie Freundschaft, aber auch über Schattenseiten des Lebens und tragische Themen wie dem Mord am US-Rapper Notorious B.I.G.
Tonstudio aus Tischen und Wolldecken
Beim «Hörspiel» war viel Kreativität gefragt: Hochkonzentriert arbeiteten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen in Windeseile zunächst ihre Storys aus, wobei in diversen Genres vom Horror bis zur schmalzigen Liebesgeschichte die Ideen nur so heraussprudelten. Unterstützt durch «das fahrende Tonstudio» machte man sich mit den fertiggestellten Drehbüchern zügig an professionelle Aufnahmen, für die mittels Tischen und Decken winzige Tonstudios gebastelt wurden. Dabei galt es, die komplett dialogisch gestalteten Handlungen durch selbst eingespielte Geräusche wie Türenquietschen, Kratzen oder Vogelgezwitscher sowie mit passender Hintergrundmusik zum Leben zu erwecken. Die jungen Tonmeister zeigten sich dabei äusserst erfinderisch: «Haben Sie einen Apfel oder sowas? Wir wollen mit der Schere reinstechen und so ein Mordgeräusch erzeugen.»
Film- und Zeitungsanalyse
Eine Woche voll Französisch erwartete die Jugendlichen, die im Kurs «frankophone Medien» eingeteilt waren. Dort analysierten sie Filme aus verschiedenen Epochen und untersuchten gemeinsam, wie sich Sprache, Kultur und gesellschaftliche Themen im Laufe der Zeit entwickelt haben. Durch die intensive Auseinandersetzung mit Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern sowie berühmten französischsprachigen Stars dürfte innerhalb der fünf Tage so manch ein Schüler seine Frankophobie in eine Frankophilie verwandelt haben.
Spielen wie einst die Lehrer
Was passiert eigentlich, wenn man Fortnite und Mario Kart in die echte Welt verlegt? Mit etwas Humor und Kreativität wird das Ganze zu einem riesigen Spass: In einer kleinen Werkstatt entstanden ganz besondere Fahrzeuge, die im Parkour über den Pausenplatz hetzten, vorbei an hängenden Pappkisten mit herabfallenden Bananenschalen, die aus gelben Putzhandschuhen gemacht waren, bedrängt durch selbstgebastelte Wurfgeschosse und weitere Hindernisse. Zeitgleich eilte eine weitere Gruppe durch das Schulgebäude – in einer wilden Verfolgungsjagt mittels Gummigeschosspistolen, womit sie, wie sie ehrlich zugaben, deutlich mehr Spass erlebten als sonst im Videospiel.
Zusammenfassend stellte die Projektwoche mit ihren theoretischen und praktischen Angeboten einen vielfältigen Denkanstoss und Lernprozess für alle Beteiligten dar: Die wertvollen Erkenntnisse und Erfahrungen, die in diesen Tagen gesammelt wurden, dürften zum einen als Grundlage für einen reflektierteren und verantwortungsvolleren Umgang mit Medien dienen, andererseits auch verdeutlicht haben, was die analoge Welt an spannenden und aufregenden Ideen, an Miteinander und Möglichkeiten zu bieten hat, die kein digitales Medium ersetzen kann.