Projektwoche an der Kreisschule Rheintal-Studenland

(ae) «Ich weiss ja nicht, ob das nur mir so geht, aber …

… nach Schule sieht das hier nicht aus.» In der ersten Woche nach den Herbstferien stand für die Schülerinnen und Schüler der Kreisschule tatsächlich kein Unterricht nach Stundenplan auf dem Programm. Stattdessen durften sie fünf Tage lang in eigens gewählten Kursen aktiv werden.

Wie man durch geschickte Formulierung und manipulative Stilmittel Leserinnen und Leser neugierig machen und beeinflussen kann, zeigte der Kurs «Verschwörungstheorien». Dort unterzogen die Jugendlichen pseudowissenschaftliche Websites einem Faktencheck, recherchierten über die Hintergründe der im Impressum angegeben Verfasser und überprüften so deren Glaubwürdigkeit. Im Rahmen eines Planspiels entwickelten sie eigene mehr oder weniger glaubwürdige Theorien und versuchten dabei, mysteriöse Geschehnisse mithilfe ihrer fiktiven Weltanschauung zu erklären.

Recherchieren, präsentieren, degustieren

Mit den Besonderheiten diverser Kulturen in der Vergangenheit und der Gegenwart beschäftigte sich der Kurs «Multikulti». Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten das Römerlager in Vindonissa und erhielten eine praktische Einführung in die traditionelle und moderne Waffenkunst verschiedener Völker. Ebenso beschäftigten sie sich mit religiösen Themen wie den fünf Säulen des Islam oder übersetzten originale Quellentexte ins Deutsche. Auch kulinarisch hinterliess der Kurs bei den Anwesenden Eindruck: vom hawaiianischen Geflügelgericht bis zu Dalgona, einer koreanischen Süssigkeit.

Im «Kochkurs» bereiteten Schülerinnen wie auch Schüler täglich Gerichte aus anderen Kulturen zu, die sie natürlich am Ende auch geniessen durften. Währenddessen befasste man sich im „Party“-Kurs mit allem rund um die Planung und Durchführung eines Events: von der Organisation bis zum Mixen des perfekten Cocktails.

Meditativ und kreativ

Kreativität war in der «Designerwerkstatt» gefragt. Dort verwandelte man Schuhe, Stofftaschen und andere Textilien mit Farben in individuelle Einzelstücke. Beim Knüpfen der «Hängematte» ging es meditativ und ruhig zu. In ebenso konzentrierter Stille wurde derweil im «Handlettering» mit allerlei Materialien – von Tusche bis zum Pinsel – geschrieben und gemalt und als Abschluss in kunstvoller Schrift die Fensterscheiben des Raumes mit nachdenklichen oder humorvollen Sprüchen versehen.

Mit einem Töffli in die Vergangenheit

Interdisziplinär ging es im Kurs «Zeitreise» zu. Mit dem Ziel, einen Kurzfilm oder Hörspiel zu produzieren, befassten sich die Kursteilnehmenden zunächst damit, wie überhaupt eine spannende Geschichte aufgebaut ist, verfassten eigene Drehbücher, in denen ihre Protagonisten – etwa via Töffli oder Öffnen einer Schranktür – einen Besuch in die Gegenwart oder Zukunft wagten. Nach Recherchen über die Geschichte und Besonderheiten der angepeilten Zeit begannen die aufwändigen Aufnahme- und Dreharbeiten, die durch den Einsatz eines Greenscreens und Computeranimationen den letzten Feinschliff erhielten.


Körper und Geist trainieren  

In einem richtigen Jassturnier konnten die Jugendlichen zeigen, was sie in einer Woche «Jassen und Sport» gelernt hatten. Hohe Konzentration war bei der Anwendung der komplexen Regeln des Kartenspiels gefragt. Aufgelockert wurde der Kurs durch Minigolf und Boule. Auch in «König und Speiche» waren Körper und Geist gefragt: weite Ausflüge mit dem Fahrrad durch Wald und Flur brachte manch einen Teilnehmenden ins Schwitzen. Auf der anderen Seite trainierte man im Kontrastprogramm, startend mit wenigen Figuren, die Technik und Taktik auf dem Schachbrett, bevor am Ende der Woche ein Simultanspiel mit einer Spielerin des örtlichen Schachclubs den Abschluss bildete.

An die eigenen Grenzen stossen

Von diversen Ballsportarten über Krafttraining bis zum Fitnessprogramm und Parcours konnten die «Sportallrounder» sich eine Woche lang vollkommen auspowern und stiessen dabei das eine oder andere Mal an ihre körperlichen Grenzen. Ebenso erging es den Schülern im «Fussballcamp», welche – im Wechsel mit koordinativen Tests und Theorie zu Sport und Ernährung – im Laufe der Woche merken durften, wie harte Arbeit sich am Ende in Fortschritt und Erfolg auszahlt.

Sich selbst entdecken

Ein buntes Programm bot der Kurs «Taffe Mädels, starke Frauen». Hier erkundeten und präsentierten die Mädchen spielerisch ihre persönlichen Stärken, erhielten eine professionelle Einführung in die Selbstverteidigung und übten sich im Rahmen eines Waldevents im Bogenschiessen.

Ausgearbeitet, organisiert und durchgeführt wurden die Angebote der Projektwoche von Lehrpersonen der Kreisschule. Für Schülerinnen und Schüler wie auch für die Kursleitungen war die Woche ein voller Erfolg: Während im gewöhnlichen Schulalltag die Schülerinnen und Schüler eine Vielzahl an freiwilligen und auch unfreiwilligen Aufgaben zu meistern haben, hatten sie nun eine Woche lang die Chance, sich ganz auf ihre persönlichen Stärken und Interessen zu konzentrieren. Diese zu entdecken und zu fördern und zu beobachten, wie viele der Jugendlichen in einem selbstgewählten Tätigkeitsfeld aufblühten, war für die Lehrpersonen auch in diesem Jahr wieder eine spannende und prägende Erfahrung.