Informationsmorgen der Oberstufe Zurzach

(ae) Werde ich mich im Gebäude zurechtfinden? Wie sind die neuen Lehrpersonen? Was ist überhaupt SOL? Und wie ist das mit den neuen Fächern? Neugierig und gespannt fanden sich am ersten Samstagmorgen nach den Weihnachtsferien die zukünftigen Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Zurzach in der Mensa des Oberstufenzentrums ein, um gemeinsam mit ihren Eltern einen Einblick in die neuen Herausforderungen, Räumlichkeiten und das Team der Schule zu erhalten.

Wie passen über 30 Leute zum Backen in die Schulküche? Haben wir genug farbige Bändchen für alle Besuchergruppen? Soll ich meine Präsentation wirklich halten oder doch spontan Gespräche führen? Nicht nur für die zukünftigen Oberstüfler, sondern auch für so manche Lehrperson ist dieser jährlich stattfindende Anlass mit einer gewissen Aufregung verbunden. Schliesslich möchte man ja gegenseitig einen guten Eindruck hinterlassen, den Anwesenden Antworten auf ihre Fragen und Unsicherheiten geben sowie die Grundlage für ein positives Miteinander legen.

Die in sieben Gruppen eingeteilten Eltern und Kinder wurden von Lehrerinnen und Lehrern über das Schulareal geführt, wo sie an verschiedenen Posten mehr über die Pflicht- und Wahlfächer, die Organisation der Schule, die Schulsozialarbeit, die Heilpädagogik sowie Zusatzangebote und weitere Besonderheiten erfahren konnten.

Vertrauen und Zusammenarbeit

In seiner kurzen Rede stellte der Schulleiter Markus Eckhardt – zusätzlich zu zahlreichen organisatorischen Informationen – vor allem seinen Wunsch nach gegenseitigem Vertrauen und Zusammenarbeit von Schule, Lehrkräften, Eltern und Kindern in den Fokus. Wichtig sei das Bewusstsein, dass das eigene Kind gut aufgehoben sei. Er betonte, dass die Jugendlichen und deren optimale Entwicklung im Zentrum der Schule stünden. Manchmal, wenn sich herausstelle, dass die Idee der Eltern von der Schullaufbahn noch nicht den Möglichkeiten ihrer Kinder entspreche, die sich durch die angehende Pubertät in einer Zeit des Umbruchs befänden, sei es wichtig, nicht zu verzagen: Das Schweizer Bildungssystem böte genug Durchlässigkeit und alternative Wege auch für diejenigen, die dafür etwas mehr Zeit benötigen. Hier sei eine konstruktive Zusammenarbeit und Unterstützung der Eltern von grosser Bedeutung, um die Jugendlichen zu ihrer individuellen Anschlusslösung am Ende der Oberstufenzeit zu begleiten.

Nach der Ansprache des Schulleiters folgte eine Vorstellung des Teams der SSA (Schulsozialarbeit), das die Anwesenden über seine Arbeit und ihre Grundsätze informierte: neutral, freiwillig und vertraulich. Als Beratungsangebot, innerhalb dessen emotionale Themen und das soziale Lernen im Mittelpunkt stehen, unterstützt das Team Jugendlichen in ihren Sorgen und Nöten. Gleichzeitig hat die SSA aber auch eine präventive Funktion inne und organisiert in diesem Rahmen regelmässig Anlässe für alle Klassen- und Schulstufen – vom Thema Mobbing bis hin zur Finanzberatung.

Weg zum Beruf

Ein klares Ziel der Oberstufe ist es, am Ende der drei Jahre für jeden Schüler und jede Schülerin eine Anschlusslösung zu haben. Dieser Weg ist ein langer Prozess, auf dem viele kleine Schritte stetig zum Erfolg führen, bis der persönliche «Rucksack» mit Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen gefüllt und tatsächlich eine Lehrstelle oder ein Platz an einer Mittelschule gefunden ist. Steht zu Beginn vor allem das Lernen-lernen und das Erkennen und Ausbauen der eigenen Stärken im Vordergrund, geht es schnell darum zu erkunden, wo die Schnittmenge vom Berufsfeld und dem eigenen «ich» ist. Zentral dabei ist das Kennenlernen verschiedener Jobs durch den Besuch von Berufsmessen und das von der Schule organisierte traditionelle «Vorschnuppern», das für Schüler und Betriebe eine Win-Win-Situation darstellt: Während die jungen Erwachsenen dabei so manche Sorge und Unsicherheit abbauen können, einen Eindruck von den angebotenen Jobs erhalten und somit auch ihre späteren Schnupperlehren gezielter wählen können, können die Betriebe den ersten Kontakt zum Nachwuchs aufbauen.

Zahlreiche Exponate und Fremdsprachen

An der Station für das Fach TTG (Textiles-Technisches Gestalten) mit Schwerpunkt Technik gab es nicht nur selbstgemachte Bilderrahmen, Brettspiele und Skateboards zu bewundern, sondern auch Handylautsprecher aus Holz, die zum Erstaunen der Anwesenden ganz ohne Elektronik auskommen. Auch im Raum für Textiles Werken, dem anderen Unterbereich des Faches TTG, waren zahlreiche Exponate ausgestellt wie gehäkelte Emojis, selbstgenähte Küchenschürzen und Hoodies mit kreativen Aufdrucken.

Gleich gegenüber konnten Besucherinnen und Besucher Einsicht in diverse Lehrmaterialien nehmen und sich über die Arbeitsweise in den verpflichtenden Fremdsprachen Englisch und Französisch informieren. Mit den zuständigen Lehrpersonen kam es bei dieser Gelegenheit spontan zu spannendem Austausch in der passenden Sprache. Für Interessierte gab es zudem die Möglichkeit, sich über die Wahlfächer Italienisch und Latein zu informieren. Auch das Fach „Medien und Informatik“ hatte hier einen kleinen Posten, an dem vor allem die Jüngeren schon die eine oder andere digitale App testen und Einblicke in die Inhalte nehmen durften.

 

Den Weg zum Ziel individuell kreieren

Selbständigkeit, Planungskompetenz, Eigenverantwortung und ein kritischer Blick auf die eigenen Fähigkeiten und Fortschritte: Dies sind Fähigkeiten, die vor allem in den Fächern Mathe und Deutsch im Rahmen des SOL (des selbstorganisierten Lernens) trainiert und gefördert werden. Während der erste Input im SOL jeweils durch die Lehrperson erfolgt, wird der konkrete Weg zum Ziel vom Kind kreiert, welches – entsprechend seinen Bedürfnissen – mal mehr, mal weniger von der jeweiligen Lehrperson begleitet wird.

Im Silentium – dem Raum im Oberstufenzentrum, in dem die ruhigen Lern- und Arbeitsphasen des SOL stattfinden – wurden die Grundzüge des Konzepts und seine Vorteile für beim Lernen dargestellt, welches durch Individualisierung verbesserte Förderung des einzelnen Kindes ermöglicht. Im Silentium kann am eigenen Platz allein und nur im Flüsterton gearbeitet werden, was sich für so manchen als Herausforderung herausstellt; ist man es doch oft gewohnt, sich schnell mit einem Nachbarn über die zu bearbeitenden Inhalte auszutauschen. Wenngleich dies häufig von Vorteil ist, ist es eines der ersten Ziele im SOL, wieder das ruhige, konzentrierte Arbeiten für sich zu erlernen. Wer sich zuverlässig und planvoll zeigt, erhält nach und nach über ein Ampel-Statussystem immer mehr Freiheiten: So können letztlich eigene Schwerpunkte gesetzt und Stärken gestärkt werden, und auch der Arbeitsort wird immer flexibler: vom Klassenzimmer über Arbeitsnischen auf dem Flur bis hin zur Mensa. Regelmässige Selbsteinschätzungen der persönlichen Fortschritte und Feedbackgespräche mit den Lehrkräften unterstützen zusätzlich das Gelingen und die weitere Planung.

Von der Hausaufgabenbetreuung bis zur Begabungsförderung

Ein vielfältiges und freiwilliges Zusatzangebot für alle Schülerinnen und Schüler präsentierte das «Moxie»-Team im Schulhaus Neuberg: Hier finden sich viele Jugendliche regelmässig zum gemeinsamen Lernen oder Erledigen von Hausaufgaben in Freistunden ein, erhalten Hilfe für Prüfungsvorbereitungen mit Tipps und Tricks zum «Lernen lernen», werden bei der Suche nach Lehrstellen oder im Verfassen von Bewerbungen unterstützt oder anderweitig individuell gefördert. Nicht nur für die Kinder, auch für Lehrpersonen ist das Moxie eine Hilfe: Dort werden verpasste Prüfungen nachgeschrieben, während der Unterricht für den Rest der Klasse weiterläuft, oder auch SOL-Stunden betreut, damit gleichzeitig Feedbackgespräche mit einzelnen Schülern durchgeführt werden können. An der gleichen Station stellte auch die schulische Heilpädagogik sich mit einer Präsentation vor, in der unter anderem ihre Arbeit hinsichtlich Diagnostik und Fördermöglichkeiten gezeigt wurde.

Im Laufe des intensiven Vormittags äusserten sich viele Eltern positiv überrascht: «Da würde ich sogar selbst ganz gern nochmal in die Schule kommen.» Beim gemeinsamen Apero, bei dem alle Anwesenden mit Punsch und Blätterteigwaren verköstigt wurden, die sie zuvor am Posten des WAH-Teams selbst hergestellt hatten, liessen alle den Morgen abschliessend ausklingen.

Die anfängliche Nervosität, die viele Besucher zu Beginn noch spürten, war am Ende merklich einem positiven Gefühl und Zuversicht für das kommende Schuljahr gewichen.