Schulinterne Weiterbildung für das Kollegium der Oberstufe Zurzach

(ae) «Unser Gehirn lernt immer. Es tut nichts lieber und kann gar nicht anders. Ein Leben lang.», so schrieb der Neurowissenschaftler M. Spitzer. Ganz im Sinne dieser Aussage sassen – statt der Schülerinnen und Schülern – am vergangenen Mittwoch Erwachsene, nämlich die Lehrpersonen der Oberstufe Zurzach, in den Klassenzimmern, diskutierten, tauschten Ideen und entwickelten gemeinsam Unterrichtseinheiten. Unter Leitung von Tanja Castillo von der FHNW fand sich das Kollegium in einer ganztägigen Weiterbildung zum Thema «Kompetenzorientierte Beurteilung» zusammen.

Standpunkte und Haltungen ermitteln

In einem intensiven Austausch teilten die Lehrpersonen untereinander Unterrichtsmaterialien und vor allem Beurteilungsraster und Prüfungen aus, welche von ihnen nach dem letzten Input zum gleichen Thema erstellt und in der Praxis erprobt worden waren. So ging man gemeinsam der Frage nach, inwieweit an der Oberstufe die in der Pädagogik seit vielen Jahren immer stärker in den Vordergrund rückende Kompetenzorientierung bereits umgesetzt wird.

Grundbedürfnisse der Lernenden verstehen

Mit einem Impulsvortrag von der Kursleiterin Castillo wurden im Anschluss daran grundlegende Gedanken zum kindlichen Lernen herausgearbeitet: Die Suche nach Bestätigung und Selbstbestimmung sowie die sich daraus ergebenden Folgen für die Unterrichtspraxis.

Sinn und Zweck von Beurteilungen sei, so die Referentin, das Lernen sichtbar zu machen. Basis dafür sei eine gemeinsame pädagogische Grundhaltung: Nicht die Fehlersuche stehe im Vordergrund, sondern eine Positivkultur, also letztlich die Frage: Welche Kompetenzen kann ich im aktuellen Stadium des Kindes schon erkennen? Die Rückmeldung, sei es verbal oder als Note codiert, habe dabei nicht den Charakter einer Belohnung, sondern diene der konkreten Unterstützung, Rückmeldung und Anleitung für weiteres Lernen.
Trotz des Fokus‘ auf die bereits erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten werden von Seiten der Lehrkräfte natürlich auf der anderen Seite auch die Entwicklungsbereiche der Lernenden beleuchtet.

Leistungsentwicklung sichtbar machen

Dabei stehe auch das Bewusstsein, dass Schülerinnen und Schüler in ihrem Vorankommen zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten seien, im Zentrum der Beobachtungen: Lehrpersonen haben im Beurteilungsprozess weit mehr Möglichkeiten, als die Jugendlichen nur an der Bezugsnorm «Leistung» zu messen: Mit Hilfe von Feedbackgesprächen sollen Schülerinnen und Schüler auch ihr persönliches Vorankommen und ihre mitgebrachten und entwickelten Kompetenzen im Verhältnis zum Rest der Lerngruppe einordnen können.

«Erwisch mich dabei, wie ich es gut mache.»

Lehrpersonen fördern und beobachten daher systematisch im Rahmen des Fachunterrichts auch überfachliche Kompetenzen wie Lernstrategien, Dialogfähigkeit und Selbständigkeit. Sie versuchen, den Schülerinnen und Schülern ihre persönliche Entwicklung bewusst zu machen und mit ihnen gemeinsam ihre ganz besonderen Fähigkeiten zu entdecken, die ansonsten womöglich im Schulalltag ungesehen blieben.

Nach einem informationsreichen Input machte sich das Kollegium in kleineren Stufen- und Fachteams am Nachmittag daran, neue Unterrichtsreihen zu entwickeln, an denen sie die teils neuen, teils wieder aufgefrischten Gedanken des Tages gemeinsam Schritt für Schritt in die Praxis umsetzen konnten.